Das Eiserne Kreuz war nicht nur Auszeichnung und Anerkennung, sondern auch ein Mittel der Motivation und Verführung. Die Aussicht auf einen so ehrenvollen Orden sollte Soldaten zu besonderen Leistungen, aber auch zu leichtfertigen und gefährlichen Handlungen bewegen.
Die brutalen Folgen des Krieges – Tod, Verwundung, Verstümmelung und das Elend der Hinterbliebenen – rückten dabei in den Hintergrund. Orden, Ehrungen und Berichte über Heldentaten zeichneten das Bild des unerschrockenen Soldaten und verdeckten die grausame Realität an der Front. Für viele blieb am Ende statt der Auszeichnung nur ein Holzkreuz fern der Heimat, ein Brief über den angeblich schmerzlosen Heldentod und eine Todesanzeige mit der Abbildung des Ordens. Der wirkliche Ablauf wurde meist verschwiegen – offiziell starben alle Soldaten schnell und ohne Leiden, durch einen Schuss in Kopf, Herz oder Hals, den sogenannten „Heldentod“.
Es gab auch postume Verleihungen. Gefallene erhielten das Eiserne Kreuz nachträglich, wenn ihr Tod mit einer sogenannten Heldentat verbunden war. So wurde das Bild vom ehrenvollen Opfer weiter gestützt und der Verlust für die Angehörigen verklärt.
Im Krieg erschien zudem Literatur über Ordensträger, etwa „Lohn der Tat“, die das Bild des heroischen Soldaten verstärkte. Ausgezeichnete berichteten in Schulen oder vor großem Publikum über ihre Erlebnisse. Es wurden Autogrammkarten verteilt und von Jungen wie Mädchen gesammelt, ähnlich wie bei Schauspielern oder anderen Künstlern.
Eine wichtige Rolle spielten auch die Wochenschauen in den Kinos. Dort wurden Ordensverleihungen und „Helden“ an der Front inszeniert und einem Millionenpublikum präsentiert. Zusammen mit Sammelbildchen und Zeitungsberichten prägten sie das Ideal des tapferen Soldaten und machten die Träger des Eisernen Kreuzes und seiner weiteren Stufen zu öffentlichen Vorbildern, während die brutale Realität des Krieges im Hintergrund blieb.
Es ist wichtig zu betonen, dass viele Soldaten keine Wahl hatten. Sie wurden an die Front geschickt und mussten dort um ihr eigenes Leben oder das ihrer Kameraden kämpfen. Viele erhielten ihre Auszeichnungen für Tapferkeit und Leistungen im Einsatz. Doch zugleich wurden Orden und Ehrenzeichen immer wieder von Regimen missbraucht – als Propagandamittel, zur Verherrlichung des Krieges und zur Beeinflussung von Soldaten und Zivilisten. Die Leidtragenden waren am Ende die Soldaten selbst und ihre Familien.
Was von alldem bleibt, zeigen die hier vorgestellten Dokumente und das Foto eines Grabes in der Ferne.
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