Das norwegische Frontkjemper-Abzeichen – erst geehrt, dann geächtet

Heute stellen wir ein besonderes Stück vor: ein originales norwegisches Frontkjemper-Abzeichen (Frontkjempermerke) in Silber, gestiftet während der deutschen Besatzungszeit in Norwegen.

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Stiftung und Hintergrund

Das Abzeichen wurde im Oktober 1943 von Vidkun Quisling gestiftet. Es sollte norwegische Freiwillige ehren, die sich zur Waffen-SS gemeldet hatten und gemeinsam mit deutschen Truppen an den Fronten des Zweiten Weltkrieges, vor allem an der Ostfront, kämpften. Die Verwaltung und Verleihung erfolgte über das Frontkjemperkontoret in Oslo.

Es war die einzige „nationale“ norwegische Auszeichnung für diese Freiwilligen. Politisch diente sie als Instrument, um norwegische Identität und NS-Ideologie zu verschmelzen.

Insgesamt meldeten sich zwischen 1941 und 1945 etwa 4.500 bis 6.000 Norweger freiwillig zur Waffen-SS. Davon standen rund 3.000 bis 3.500 tatsächlich im Fronteinsatz, vor allem an der Ostfront. Die meisten dienten in der SS-Freiwilligen-Legion Norwegen, in Kontingenten der Division „Wiking“ sowie in der 11. SS-Freiwilligen-Panzergrenadier-Division „Nordland“ (Regiment „Norge“). Etwa 700 bis 1.000 norwegische Freiwillige fielen im Krieg.

Entwurf und Symbolik

Der Entwurf stammte von Aksel Holmsen, einem bekannten norwegischen Silberschmied. Produziert wurde es zunächst von der Firma Webeto in Oslo. Das Motiv zeigt einen Wikingerkrieger mit Schwert und Schild, eingerahmt von der Runenaufschrift „FRONTKJEMPER“. So wurde bewusst ein Bezug zur Wikinger-Mythologie hergestellt, um eine vermeintliche nordische Kämpfertradition in den Dienst der NS-Propaganda zu stellen.

Das gezeigte Stück – Silberausführung 1943/44

– Material: 830er Silber
– Stempelung: klar sichtbar „830 S W“ (Silbergehalt + Hersteller Webeto)
– Rückseite: dünne,  gerade Nadel, zeittypisch sauber verlötet

Die späte Zinkausführung 1945

Im März 1945 war der Vorrat der echt silbernen Abzeichen erschöpft. Das Frontkjemper-Büro bestellte 2.000 neue Abzeichen. Hergestellt wurden jedoch nur rund 1.000 Stück bei der Firma Brillant Ltd. in Oslo.

Politischer und gesellschaftlicher Kontext

Die „Frontkjemper“ waren Norweger, die sich freiwillig für den Krieg an der Seite des NS-Regimes meldeten. Quisling inszenierte sie als „Kämpfer für Europa gegen den Bolschewismus“.

Nach 1945 war das Gegenteil der Fall:
– Die Träger galten als Kollaborateure.
– Viele wurden juristisch verfolgt und gesellschaftlich ausgegrenzt.
– Zahlreiche Abzeichen wurden vernichtet oder heimlich versteckt.

Bis heute ist das Frontkjemper-Abzeichen in Norwegen ein Tabu – ein Symbol der Kollaboration.

Zeitgeschichtliche Reflexion

Das Frontkjemper-Abzeichen ist kein Ruhmeszeichen, sondern ein belastetes Zeitzeugnis:
– Es zeigt, wie Mythen und Symbole auch im Ausland für die Ideologie des Nationalsozialismus instrumentalisiert wurden.

Erstellt von Thomas Huss – www.german-historica.de – Experte für militärhistorische Antiquitäten

PS

Rechtlicher Hinweis (§ 86a StGB):
Das norwegische Frontkjemper-Abzeichen zeigt keine Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen wie Hakenkreuze oder SS-Runen und unterliegt daher nicht dem Verwendungsverbot nach § 86a StGB.

Die Darstellung in diesem Beitrag dient ausschließlich der zeitgeschichtlichen Aufklärung, historischen Einordnung und Dokumentation. Eine Verherrlichung oder Verharmlosung der NS-Zeit und ihrer Symbole findet nicht statt.