Ein Glas als Zeitzeuge – Erinnerungsstück an den Anschluss des Sudetenlandes 1938

Handwerk aus Böhmen – und ein politisches Symbol

Gefertigt wurde das Glas in einer traditionsreichen böhmischen Glasregion, vermutlich in Haida oder Steinschönau, Zentren der europäischen Glasveredelung. Die bernsteinfarbene Überfangschicht, der massive facettierte Fuß und die feine Ätzung sind typische Merkmale dieser Werkstätten. Das geätzte Wappen – der doppelschwänzige, gekrönte Löwe – ist das historische Symbol Böhmens.

Propaganda zum Anfassen

Die umlaufende Gravur am oberen Rand trug ursprünglich eine Widmung wie „Zur Erinnerung an die Heimkehr ins Reich 1938“ oder den Namen einer Stadt. Solche Gläser wurden anlässlich des „Anschlusses“ des Sudetenlandes nach dem Münchner Abkommen hergestellt. Sie dienten sowohl als Erinnerungsstücke für Soldaten und Funktionäre als auch als Souvenir für die Bevölkerung.

Geschichte in der Vitrine

Heute ist ein solches Glas nicht nur ein handwerklich ansprechendes Stück, sondern auch ein mahnender Zeitzeuge. Es dokumentiert, wie sehr die NS-Propaganda den Alltag durchdrang – bis hin zum Bierglas. Für Sammler von Zeitgeschichte und Militaria ist es ein interessantes, klar datierbares Objekt. Für Historiker bietet es Anlass, über die Verbindung zwischen politischem Umbruch und Alltagskultur nachzudenken.

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